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Ich hab doch nichts zu verbergen!?

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  • Beitrags-Kategorie:Technik-Informatik
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Diesen Satz hört man oft, wenn man mit Menschen über die Datensammler WhatsApp, Facebook, Google usw. spricht. In diesem Blog möchte ich einmal aufzeigen was Du zu verbergen hast und Du wirst überrascht sein.

Gehen wir mal davon aus, dass Du wirklich nichts zu verbergen hast wie eine kriminelle Vergangenheit, nicht bezahlte Steuern oder ähnliches. Dann würde mich interessieren welche (chronischen) Krankheiten Du hast, Depression? Nimmst Du Medikamente? Welche Medikamente? Wie steht es um Deine Potenz? Wie ist die Pin für Deine Bankkarte? Deine Login Daten zu PayPal, Facebook und Co.? Wo wohnst Du und wann gehst Du zur Arbeit? Wann bist Du in den Ferien? – Du hast doch nichts zu verbergen!

Es mag Menschen geben die alle obigen Angaben wahrheitsgemäss über mein Kontaktformular mir zusenden würden. Was bei uns in der Schweiz „wahrscheinlich“ kein Problem ist kann in anderen Staaten zu echten Problemen führen. Es gibt Staaten in denen die Gleichgeschlechtliche Liebe nicht erlaubt ist und wenn diese Daten über die Social Media Plattformen diese Daten erhoben werden kann es für die Betroffenen schlimm enden. Wenn zukünftig Staaten über Deine Konten herausfinden wollen ob Du gefährlich für den Staat oder Deine Mitmenschen bist, oder einer anderen Gesinnung angehörst. Bereits heute analysieren Profiler die Daten von Menschen und erstellen ein detailliertes Profil daraus. Bist Du zudem noch bei verschiedenen Ballerspielen angemeldet bist Du blitzschnell im Fokus von geneigten Stellen, nicht wenige Politiker und Fachleute predigen schon seit Jahren das Baller- und Gewaltspiele die Gewaltbereitschaft fördern. Viele Personalverantwortliche konsultieren die Google-Suche und Social Media-Konten bei Bewerbern und filtern so schon etliche Bewerber aus. Was sagen Deine Einkaufsgewohnheiten über Dich aus, ernährst Du Dich gesund? Was sagt Deine Smartwatch oder Dein Fitnesstracker zu Deinem Gesundheitszustand – Anzahl Schritte, Strecke, Puls, Gewicht, Körperfettanteil, Deinen aktuellen Standort, Dein Bewegungsprofil… Wie wäre es wenn Krankenkassen aufgrund dieser Daten ein passendes Angebot für Dich zusammenstellen könnten?

Grundsätzlich können wir froh sein ein Datenschutzgesetz zu haben, leider gibt es Länder die das nicht oder fast nicht haben. Einige dieser Länder beherbergen einige dieser Social Media Plattformen (China, USA). Spätestens seit dem publik werden von Snowden Geschichte sollte jedem klar das gesammelt wird – nicht nur von Staaten auch von Firmen. Buche einen Flug über Dein iPhone und achte auf den Sitznachbarn was der mit seinem Android-Phone oder Linux-PC bezahlt hat – passe den Preis an den Kunden an – Amazon hat das schon live getestet und es wird teilweise immer noch eingesetzt.

Kann man das wirklich alles herausfinden? Lass mich Dir ungefähr erklären wie all die Daten gesammelt werden.
Durch Deine Kundenkarte weis der Detailhändler genau wann Du was zu welchem Preis kaufst und wie Du bezahlst. Daraus lässt sich ableiten ob Du geplant einkaufen gehst, wann Du Zeit hast und wahrscheinlich nicht arbeitest vielleicht sogar Deine Arbeitszeiten, ob Du eher Markenprodukte oder NoName einkaufst, ob Du Familie hast und wie alt Deine Kinder sind, ob Ihr Euch gesund ernährt, ob Du ein Auto, Fahrrad hast vielleicht sogar welches, ob Du ein Haustier hast (potenzielle Kennwörter). Du wirst durch die verifiziert und gezielte Werbung zu mehr Käufen animiert und wirst so ein besserer Kunde.

Was interessiert es Google ob ich gerade beim Arzt war, wenn Du mit Google Pay in der Apotheke anschliessend ein Medikament kaufst… Für sich gesehen sicher nicht so spannend, aber Google besitzt ja nicht nur diese beiden Informationen. Je nach installierten Apps (Mail, Skype, Kontakte, Termine, Bezahl-App usw.), einem eventuellen YouTube-Konto und Deinen Suchanfragen lässt sich ein umfassendes Profil von jedem Nutzer erstellen.
Warum ich? Es kann wirklich sein, das Du für eine bestimmte Firma nicht interessant bist. Du und all die anderen uninteressanten Nutzer ergeben ein grosses Bild (Big Data) die in Cluster aufgeteilt werden darauf können Neuronale Netze trainiert werden. Sind diese Neuronalen Netze in den falschen Händen, kann es zu Einschränkungen kommen, weil Du in eine „Gruppe“ gepackt wirst in der Du gar nicht sein willst. Oder hast Du Dich schon gewundert wieso Versicherung xy oder Leasingfirma xy Dich ablehnt?

Facebook und Google pflegen das Geschäftsmodell Daten an andere Firmen weiterzuverkaufen. Sei Dir also sicher, dass diese beiden alles daran setzen möglichst viele Daten „legal“ von Dir zu bekommen und auszuwerten.

Was kannst Du dagegen tun?
Leider reicht es nicht aus WhatsApp durch Threema (kostenpflichtig) zu ersetzten, es ist aber ein Schritt in die richtige Richtung. Detailliert würde es den Rahmen dieses Blogs sprengen. Grundsätzlich denke aber darüber nach wem Du Deine Daten geben willst oder schon gibst. Viele der zur Gewohnheit geworden Verhaltensweisen sind schwer abzulegen oder durch sichere zu ersetzen. Das oben erwähnte Threema ist ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn es dann auf einem Gerät läuft das munter weitersammelt.

Vielleicht bist Du auch immer noch sicher das Du nichts zu verstecken hast und kannst so weitermachen wie bisher 😉

Ich hoffe, ich kann mit diesem Blog den einen oder anderen dazu bringen vorsichtiger mit seinen Daten umzugehen. Jeder Mensch hat Geheimnisse  und so soll es auch bleiben. Da ändern auch die Digitalen Datensammler nichts daran. Wir in der Schweiz haben zum Glück ein weiterreichendes Datenschutzgesetz als andere Länder.