Torfnutzung in der Schwantenau

Dieser Text ist hauptsächlich auf das Hochmoor der Schwantenau und die Region Einsiedeln ausgerichtet. Die Informationen gelten grösstenteils auch für das Hochmoor in Rothenthurm oder vergleichbare Hochmoore europaweit. 

Im gesamten Europa wurden zeitweise die Hochmoore mit ihren Torfvorkommen als Brennstofflieferanten genutzt. In der Schweiz wird seit dem 18. Jahrhundert in vielen Mooren Torf als Brennmittel geerntet. Die Region Einsiedeln baute seit ca. 1747 regelmässig Torf in der Schwantenau und Sihlseegebiet ab. Seit 1987 ist der Abbau von Torf in der Schweiz (Rothenthurm-Initiative) nicht mehr erlaubt. 

Der Brennstoff Torf wurde im 18. Jahrhundert infolge der Holzknappheit interessant. Die regionalen Wälder waren infolge des Bevölkerungswachstums, der aufkommenden Industrie und der starken Beweidung in einem schlechten Zustand. In dieser Zeit wurde zudem viel Holz geschlagen und nach Zürich exportiert. Eine Aufforstung fand jedoch kaum statt und so musste dringend ein alternativer und bezahlbarer Brennstoff gefunden werden.

Ursprünglich war der zentrale Teil des Hochmoors von einer zwischen 2.5 und 7 Meter hohen Torfschicht bedeckt. Diese über Jahrtausende gewachsene Schicht wurde bis 1900 grösstenteils abgebaut. In der Schwantenau wurde bis ca. 1984 parzellenweise und in kleinerem Ausmass Torf abgebaut. Der Abbau und die Trockenlegung stellten dabei während dieser Zeit eine bedeutende Kohlendioxid-Emission dar. Die Nutzung als Brennstoff setzte dabei den grossen Teil des gespeicherten Kohlenstoffs als Kohlendioxid frei (ca. 75%), der Rest entfällt auf die Zersetzung des Torfs nach der Trockenlegung (Sauerstoffzufuhr) der Abbaustelle. Moore weisen aufgrund des mit Wasser gesättigten und anaeroben Zustands eine grössere Aufnahmefähigkeit für Kohlenstoff auf als durch die reduzierte Zersetzung der Pflanzenteile wieder freigegeben wird. Das heisst das im Torf Kohlenstoff absorbiert und gespeichert wird. Leider wird dieser gebundene Kohlenstoff bei der Nutzung oder Trockenlegung wieder freigegeben. Als Brennstoff weist Torf einen deutlich wahrnehmbaren Geruch auf anders als Holzarten, möglicherweise ist er auch deshalb als Brennmaterial heute nicht mehr von Bedeutung.

Im Bezirk Einsiedeln und dem Gebiet des jetzigen Sihlsees, wurde während fast 150 Jahren nennenswert Torf abgebaut. Vor allem während den Weltkriegen wurde das regionale Brennmaterial rege abgebaut und schützte viele Einsiedler Familien vor der Kälte im Winter – als Brenn- und Isolationsmaterial. 

Torfabbau in der Region Einsiedeln

Anfänglich wurde Torf hauptsächlich für den Privaten Gebrauch abgebaut. Mit zunehmendem Holz- und Kohlepreis (Holzknappheit, 1. und 2. Weltkrieg) nahm auch der Abbau von Torf zu. Schnell wurden für den Abbau handbetriebene Turpen- und Stechmaschinen eingesetzt um der Nachfrage nachkommen zu können. Aufgrund der arbeits- und zeitintensiven Gewinnung wich man bei guter Verfügbarkeit von Kohle und Holz immer wieder vom Torf ab.

Torf – was ist das?

Torf ist ein organisches Sediment. Es entsteht aus unvollständig zersetzten Pflanzen – ähnlich der Holzkohle. Es ist in trockenem Zustand brennbar und wird noch heute im Garten, der Medizin und in der Kosmetik- und Whiskyherstellung genutzt. Früher wurde Torf, als Isolationsmaterial beim Hausbau verwendet und aufgrund der Fähigkeit viel Wasser aufzusaugen und zu speichern als Einstreu in Viehställen eingesetzt. Der Name des Torfs hat seinen Ursprung im altdeutschen Turf. In der Region Einsiedeln spricht man von Turpen.

Er besteht aus mindestens 30% pflanzlichen Faserstoffen und der Rest aus Wasser und Mineralien. Wird der Wasser- und Mineralgehalt prozentual grösser als 70% bezeichnet man ihn nicht mehr als Torf, sondern als Feuchthumus.

Torf hat 3 Schichten und Zersetzungstufen: Weisstorf, Brauntorf und Schwarztorf

Weisstorf ist die erste Stufe/Schicht der Zersetzung:

Weisstorf bildet die oberste Torfschicht die noch fast gar nicht verdichtet ist. Er ist noch deutlich faserig und Teile von Pflanzen sind noch erkennbar. Verwendung fand und findet weisser Torf als Düngetorf der zur Ergänzung von Garten- und Blumenerde.

 

Braun- oder Bunttorf ist die zweite Stufe/Schicht der Zersetzung:

Brauntorf bildet die zweite Torfschicht die durch die erhöhten Druckverhältnisse schon leicht bis mittel verdichtet ist. Er ist deutlich homogener und ist mit wenigen schwer zersetzbaren Pflanzen durchzogen. 

 

Schwarztorf ist die letzte der Zersetzungsstufen:

Schwarztorf ist die unterste und älteste Torfschicht mit der höchsten Verdichtung. Durch die höchste Verdichtung hat er auch den besten Heizwert. Er ist der kompakter und dunkler als Brauntorf, das macht ihn zum schwersten Torf. In dieser Phase enthält er kaum noch erkennbare Pflanzenteile.

Entstehung von Torf

Eine Ansammlung von stehendem untiefen Wasser ist die Voraussetzung für ein nährstoffreiches Niedermoor. Durch die Jahre wächst die oberste Schicht aus Torfmoosen, Heiden, Gräsern, Binsen, Erlen usw. komplett aus dem Wasser heraus. Gleichzeitig sinken der Sauerstoffgehalt und der pH-Wert (wird sauer) im Wasser ab. Die saure Umgebung, der Sauerstoffmangel und die wenigen Mikroorganismen (wegen der sauren Umgebung) hemmen die Zersetzung der abgestorbenen Pflanzen. Darauf wurzeln die neuen Pflanzen und gewinnen so an Höhe. Auf diese Weise erhebt sich das Moor über den Wasserspiegel und wird so zum Hochmoor. Das Moor kann so pro Jahr um ca. 1 mm in die Höhe wachsen. Ein Hochmoor hat keine Verbindung zum Grundwasser mehr, wird ausschliesslich durch Niederschläge gespiesen und ist folglich auf ein niederschlagsreiches Klima angewiesen. Durch die Speisung nur durch Regenwasser sind die Hochmoore saure und nährstoffarme Lebensräume, die nur von anspruchslosen und spezialisierten Pflanzen erschlossen werden können. Wenn sich ein Niedermoor in ein Hochmoor entwickelt entstehen an den Übergängen Zwischenmoore. Ein Niedermoor kann folglich ohne ein Hochmoor vorkommen umgekehrt ist es nicht möglich.

 

Moore wurden in früheren Zeiten von Menschen als nutzlos und gefährlich angesehen.